Onsras Völker

"Am Anfang war nichts,
und es explodierte."
- Terry Pratchett -

Onsras Völker

Genau wie schon ihre Sprache, wollte ich auch die Bewohner Onsras einzigartig gestalten. 
Zuerst versuchte ich die Gestalten von Elfen, Orks und Zwergen zu vermeiden, stellte jedoch fest, dass eine bestimmte Anatomie einfach zu verschiedenen Lebensräumen passt. Eine hoch gewachsene, schlanke Gestalt mit sehnigem Körperbau ist kein schlechter Ausgangspunkt für einen kämpferischen, humanoiden Waldbewohner.
Ich recherchierte jedoch zusätzlich die Anatomie verschiedener Tierarten. Viele davon haben einzigartige Merkmale, die ihnen das Überleben in bestimmten Regionen oder Situationen gewährleisten.
Kombiniert man zum Beispiel die klassische Figur eines Waldelben mit einem anatomischen Merkmal wie einem Affenschwanz, wird dieses Volk gleich um einiges beweglicher.
Ich habe mir auch Gedanken um die Durchführbarkeit einer solchen Kreuzung gemacht. Bei einem so großen Menschen wäre ein Affenschwanz niemals stark genug, um das ganze Körpergewicht zu tragen. Magie wäre natürlich für alles die Lösung, doch darauf habe ich bewusst verzichtet. 
Fügt man dem also die hohle Knochenstruktur von Vögeln hinzu, wird der Körper leichter und somit sogar noch schneller in seinen Bewegungen. Andererseits ist ein solcher Krieger dann nicht mehr sehr widerstandsfähig und außerhalb eines Waldes deutlich unterlegen. 
Dies wirkt sich auf sein ganzes Verhalten und die Entwicklung seiner Kultur aus. Ein solcher Krieger wird niemals eine schwere Plattenrüstung aus Eisen tragen. Heimatdörfer liegen höchst wahrscheinlich in Baumkronen. Vermutlich verlässt dieses Volk seinen Wald auch nur ungern, da es sie angreifbar macht. Man wird sie also nur selten in Städten antreffen. Dies beschränkt die Materialien, aus denen ihre Alltagsgegenstände, Kleider und Waffen gefertigt sein können. Und so weiter und so fort...

Auch die Geschichte dieser Völker war mir wichtig. Woher kamen sie? Woran glauben sie? Wie viele gibt es noch von ihnen in Anbetracht der Vergangenheit ihres Landes?

Als Teaser für "Orenda - Beast from the East" möchte ich hier einige  Bewohner Onsras und ihre Bedeutung für meine Geschichte vorstellen.
Die Urgol
Die Menschen
Über die Anatomie und den Glauben der Menschen muss ich im Allgemeinen nicht viel Erzählen.
Sie kamen durch Zufall nach Onsra, denn ein so dünner Schleier wie der zwischen zwei Welten bekommt hin und wieder Risse. Und genauso gibt es jene, die solche Durchgänge absichtlich herbei führen können.
Die Geschichte der Menschen in Onsra ist jedoch keine besonders erfolgreiche. Häufig verschlug es sie ohne Vorwarnung in eine gefährliche, fremde Welt. Sie verstanden die Sprache nicht, kannten die Regeln nicht. Zusätzlich blicken viele Bewohner Onsras auf sie herab, da sie aus der "falschen Welt" stammen.
Einige überlebten und rotteten sich in kleinen Gruppen zusammen. Im heutigen Onsra werden sie toleriert, doch das Klassendenken verwehrt ihnen häufig höhere gesellschaftliche Positionen. Zusätzlich rutschten einige, aus Mangel an Alternativen, in die Kriminalität ab.
Manche haben sich den Glaubensvorstellungen dieser neuen Welt angepasst, Andere halten verbissen an ihren alten Vorstellungen fest und haben ihr Weltbild entsprechend zurecht gebogen.

Trotz allem ist die Fähigkeit, menschliche Sprachen zu sprechen, hoch geschätzt und viele Menschen verdingen sich deshalb als Assistenten von Lehrmeistern.
Die Lean
Heute sind die Lean das zahlemäßig weit verbreitetste Volk Onras. Sie entstammen in einer langen Ahnenlinie einem der ältesten Urvölker dieses Landes, haben deren Ideale und Glauben jedoch größtenteils abgelegt. 
Tatsächlich mischen sich in ihnen so viele Arten, dass sie verschiedene animalische Merkmale aufweisen. Da sie sich jedoch von ihrer Welt abgewandt haben, sind diese Merkmale stark zurück gegangen und werden häufig als Missbildungen betrachtet. Aus diesem Grund wird außerhalb der Heimstätte oder des familiären Kreises eine Maske getragen, selbst bei einem ansehnlichen Gesicht. Auf diese Weise sollten ursprünglich alle Lean gleich gestellt sein. 
Da die Lean jedoch eine Art Königshaus besitzen, die Jian, die über erheblich mehr Reichtümer verfügen, wird die Abgrenzung der verschiedenen Stände heute durch den Prunk ihrer Kleider und Masken offenbahr.
Einen besonderen Standesunterschied machen die Unanstastbaren und die Unberührbaren aus.
Für die Lean ist alles, was mit der uralten Macht in Verbindung steht, die ihre Welt und ihre Natur durchdring, verachtenswert. Diese Macht war nach Meinung der Lean für alle Kriege ihrer Geschichte verantwortlich, weshalb die Lean beschlossen haben, sie ganz aus ihrem Leben zu verbannen und diese sogar zu bekämpfen. Die freien Völker und selbst die Natur Onsras wehrt sich vehement gegen dieses Vorhaben.
Jene, die Zugriff auf jene Macht haben, gelten als geächtet und dürfen nach Gesetzt niemanden berühren, noch berührt werden. Auch Vergehen gegen die Gesetze der Lean können auf diese Weite bestraft werden.
Die höchsten der Jian gelten als Unantastbar. Sie wurden für die Lean, nachdem diese sich von ihrem Göttern abwandten, zu lebendigen Heiligen. Sie zu berühren wird als Entweihung betrachtet und mit dem Tode bestraft. Von ihnen berührt zu werden gilt als großer Segen.
Die Leandra
Die Leandra sind die nächsten Verwandten der Lean und könnten doch unterschiedlicher nicht sein.
Weltlicher Prunk gilt bei ihnen wenig, Taten dafür umso mehr.
Auch in ihnen finden sich viele animalische Merkmale, die häufig stark ausgeprägt sind. Von Masken oder weiteren Verschleierungen halten die Leandra nichts.
Sie verehren die Natur und die alte Macht, die sie durchströhmt. Doch bei den Göttern haben auch sie ihre Zweifel. Laut ihren Geschichten hat ihr Volk früher mit göttlichen Wesen sprechen können. Dies ist jedoch zur Legende verkommen. Übrig geblieben ist der Glaube, das die Farbe Rot einstmals ein Zeichen ihrer Göttin war, nach der sie ihr Volk benannt haben. Die Göttin Leandra soll einst alle ihre Auserwählten mit rotem Haar, Fell, Federn, Haut oder Schuppen beschenkt haben.
Ihr Leben ist jedoch genauso beschwerlich wie das ihrer urbanen Nachfahren. Die aufgebrachte Natur Onsras führt Krieg gegen sich selbst. Spinnenartige Wesen in der Größe von Häusern, die ihre langen Beine in jungen Wäldern als Bäume tarnen. Riesenfaultiere, schwer wie Elefanten, die einen mit ihrer Umklammerung zerreißen können. Kaum eine Mauer ist hoch oder breit genug um sich gegen die Kreaturen Onsras zur Wehr zu setzen, weshalb die Leandra ein nomadisches Leben führen, immer auf der Flucht vor den Kindern von Onsras gewaltiger Natur.
Die Soggies
Völlig unberührt von den Geschicken der anderen Völker lebten die Soggies so gut verborgen, dass sie selbst heute von den wenigsten gesehen worden sind. 
Ihre Art birgt viele Geheimnisse, sicher ist jedoch, dass sie überaus freundliche und geschickte Wesen sind, auch wenn man ihnen das auf den ersten (und vielleicht auch auf den zweiten) Blick nicht ansieht. 
Ihre übergroßen, schwimmflossenartigen Füße, ihre knielangen, herabhängenden Ohren und ihre meterlange Zunge machen ihnen das Leben nicht unbedingt leicht. Aus Gründen, die bis jetzt keiner kennt, führen sie oft kurze Selbstgespräche und sprechen von sich im Plural, was eine Unterhaltung oft sehr erschwert.
Regen sie sich sehr auf, kann es sein, dass sie ihren breiten Mund zu weit öffnen, was dazu führt, dass ihre klebrige Zunge heraus fällt. Da sie sich nicht von selbst einrollt, muss dies per Hand erledigt werden, was den Soggies oft sehr peinlich ist.
Trotz ihrer geringen Körpergröße sind sie erstaunlich stark und hervorragende Bastler und Erfinder.
Die Peracai
Auch "Die Gierigen" genannt.
Die Peracai sind kein Volk an sich. Viel mehr ist ihr Zustand einer Geisteskrankheit gleich zu setzen. Häufig befällt diese Wesen mit großer Macht, die durch einen negativen Einfluss danach streben, zu noch mehr Macht zu gelangen. Dieses Streben verändert sie, seelisch wie körperlich, bis sie sich völlig verlieren.
Ein ausgewachsener Peracai, der die Grenzen seiner Selbstkontrolle erreicht hat, bricht wie eine Landplage über die Welt herein. Legenden zu Folge sind sie dazu in der Lage, jedes Lebewesen seiner Existenz zu berauben. Diese Macht fügen sie ihrer Eigenen hinzu, während die körperliche Hülle ihres Opfers sich in reine Materie auflöst und die Seele, verloren in der Welt der Lebenden, einsam zurück lässt.
Heute gelten sie in Onsra als ausgestorben, da die Letzte Peracai vor einigen Jahrzehnten besiegt wurde.
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